Wie Gott alle Gebete erhört ... [Post 63]


Es regnet! Die Kinder tanzen vor Freude im strömenden Regen, plitschen und platschen mit den nackten Füssen in den kleinen Pfützen, die sich allmählich gebildet haben. Sie benehmen sich, als hätten sie noch nie Regen gesehen. Und so ähnlich war es auch, denn es war schon so lange her, dass es das letzte Mal geregnet hatte. Die Eltern legen den Kopf in den Nacken, und versuchen die Wassertropfen aufzufangen, als wären sie durstlöschende Getränke. Und so war es auch, denn seit über einem Jahr hatte nicht mehr geregnet. Für alle waren diese Regentropfen wie Diamanten, die vom Himmel fallen. Dieser Tag würde für immer bei allen in Erinnerung bleiben. Der Tag, an dem Donnerschläge dem Allmächtigen Beifall spendeten und ein Sprung in eine Pfütze einem Lob Gottes gleichkam. Es ist der Tag, an dem die Legende vom Kreiszieher(1) geboren wurde. 

Es war im 1. Jahrhundert v.Chr. in Judäa (dem heutigen Israel) und eine verheerende Dürre und damit verbundene drohende Hungersnot drohte eine ganze Generation Menschen zu töten. Es war die Generation vor Jesus, so dass Maria und Josef diese Tage möglicherweise erlebt haben. Es war die Zeit in der der Allmächtige nicht mehr zu seinem Volk sprach. Der letzte der jüdischen Propheten war vor fast vierhundert Jahren gestorben und damit schwieg Gott nun. An Wunder erinnerte man sich so vage aus den Erzählungen der Alten, so dass man sich nicht sicher war, ob es sie überhaupt gegeben hatte.

Doch es gab einen Mann, einen exzentrischen Weisen der vor den Stadtmauern Jerusalems lebte, und der für seine Gebetsvollmacht bekannt war. Sein Name war Honi. Selbst wenn die Menschen Gott nicht mehr hören konnten, glaubte er daran, dass Gott sie dennoch hörte. Wenn es Regen in ausreichender Menge gibt, verschwendet man kaum einen Gedanken an das kühle Nass. Es gehört zum normalen Leben dazu. Jedoch während einer Dürre denkt man kaum an etwas anderes. Und eine solche Zeit war es nun. In dieser Dürre war Honi ihre einzige Hoffnung. Sein Gebetsdienst war im Land bekannt, insbesondere seine Fähigkeit, Regen herbeizubeten. An diesem speziellen Tag, an den man Honi um seinen Gebetsdenst gegen die Dürre bat, an diesem Tag bekam er seinen Spitznamen.

Mit einem mannshohen Stab in der Hand ging Honi in die staubige Ebene und begann mit diesem wie ein Zirkel seine Kreise zu ziehen. Seine Bewegungen waren rhythmisch und methodisch. Neunzig Grad. Einhundertachtzig Grad. Zweihundertsiebzig Grad. Dreihundertsechzig Grad. Die Augen der Menge waren auf ihn gerichtet, doch sein Blick hob sich nicht einmal vom Boden. Nach einigen Minuten, die wie Stunden erschienen, blieb Honi in dem Kreis stehen, den er gezogen hatte. Dann fiel er auf die Knie und hob die Hände zum Himmel. Mit der gleichen Autorität des Propheten Elia, der Feuer vom Himmel herabgerufen hatte, betete Honi um Regen: »Herr des Universums, ich schwöre vor deinem großen Namen, dass ich nicht aus diesem Kreis weichen werde, bis du deinen Kindern Barmherzigkeit erwiesen hast.« Diese seine Worte ließen allen, die an jenem Tag in Hörweite standen, einen Schauer über den Rücken laufen, Dies war keine zaghafte Bitte. Es war auch nicht nur die Stärke seiner Stimme sondern es war die Autorität seines Tonfalls, die Leidenschaft, in dem nicht der leiseste Zweifel lag. Sein Gebet war nicht den Stimmbändern entsprungen sondern wie Wasser aus einem artesischen Brunnen flossen die Worte aus der Tiefe seiner Seele. Sein Gebet war energisch und dennoch demütig, zuversichtlich und dennoch bescheiden, erwartungsvoll und dennoch nicht anmaßend. Dann geschah es. Als sein Gebet zum Himmel aufstieg, fielen Regentropfen zur Erde. Ein Raunen ging deutlich hörbar durch die Menge der Tausenden, die sich um Honi um diesen Kreis versammelt hatten. Jedes Gesicht wandte sich dem Himmel zu, als die ersten Regentropfen vom Himmel fielen, doch Honis Kopf blieb zum Gebet demütig gebeugt. Die Menschen jubelten über jeden Tropfen, doch Honi, dem Beter, waren diese wenigen Spritzer nicht genug. Noch immer im Kreis kniend, erhob Honi seine Stimme über den lauten Jubel: »Nicht um solchen Regen habe ich gebetet, sondern um Regen, der die Zisternen, Gruben und Höhlen füllt.« Ganz langsam schwoll das Nieseln zu einem solchen Wolkenbruch an, dass Augenzeugen später behaupteten, kein Tropfen sei kleiner als ein Hühnerei gewesen. Es regnete so heftig und so stetig, dass die Menschen auf den Tempelberg flohen, um der Sturzflut zu entkommen. Honi jedoch blieb auf den Knien und betete nass bis auf die Knochen in seinem Kreis. Noch einmal präzisierte er seine kühne Bitte: »Nicht um solchen Regen habe ich gebetet, sondern um den Regen deiner Gunst, deines Segens und deiner Güte.« Dann, wie ein angenehmer Schauer an einem sonnigen, heißen, schwülen Augustnachmittag, begann es, gleichmäßig und ruhig zu regnen. Jeder Regentropfen wie ein greifbares Zeichen von Gottes Gnade. Und diese Tropfen durchnässten die Menschen nicht nur bis auf die Haut, sie durchdrangen auch den Geist mit heiligem Glauben.

Wegen der lange anhaltenden und extrem bedrohliche Dürre war es vor diesem Tag für viele schwer gewesen an Gott zu glauben. Nach diesem Tag war es unmöglich, nicht an Gott zu glauben. So wurde durch diesen Regen Schlamm und dann wieder Erde. Nachdem die Menge ihren Durst gestillt hatte, zerstreute sich die Menschen und der Regenmacher kehrte in seine ärmliche Hütte am Rand von Jerusalem zurück. Das Leben des Volkes ging weiter, doch die Legende vom betenden Kreiszieher war geboren. Die Menschen, deren Leben Honi gerettet hatte, feierten ihn als Helden.

Jedoch einige Mitglieder im Jerusalemer Sanhedrin zogen Honi den Kreiszieher in Zweifel. Eine Fraktion meinte, einen Kreis zu ziehen und Regen zu verlangen, entehre Gott. Vielleicht waren es die gleichen Mitglieder des Sanhedrin, die eine Generation später Jesus dafür kritisieren würden, dass er am Sabbat die gelähmte Hand eines Mannes geheilt hatte. Sie drohten Honi mit Exkommunikation, doch weil das Wunder unstrittig war, wurde Honi am Ende wegen seines kühnen Gebetes zum Vorbild des Glaubens. Das Gebet, das eine ganze Generation rettete, galt hinfort als eines der bedeutendsten Gebete in der Geschichte Israels. Der Kreis, den er im Sand gezogen hatte, wurde ein heiliges Symbol. Und die Legende von Honi dem Kreiszieher bleibt für immer ein Beweis dafür, wie die Kraft eines einzigen Gebetes den Lauf der Geschichte verändern kann. In diesen Tagen ist Honi zu einem Sinnbild der Hoffnung geworden. Einer Hoffnung das „Gott kann“. Das Gebete nicht irgendwo an der Zimmerdecke kleben bleiben sondern die Kinder des Höchsten einen Gott haben, der hört.

So wie Honi vor mehr als 2000 Jahren zur Hoffnung einer ganzen Generation wurde, ist in unseren Tagen die Kirche Jesu eine GmbH, eine „Gesellschaft mit berechtigter Hoffnung“ für die Menschen des 21. Jhd. Zumindest sollte es so sein, denn unseren Gebeten ist die gleiche Autorität verheissen, wie den Gebeten des Honi.

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zu meinem Vater gehe. Und alles, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht wird in dem Sohn. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun. Johannes 14:12-14 - SCH2000

Mit dieser verheissenen Gebetsautorität sind die Kinder des himmlischen Vaters ebenfalls die Hoffnung ihres Volkes. Zumindst sollte es so sein: Denn ALLES, was wir erbitten werden.... Leider ist es in der Alltagspraxis nicht ganz so. Wünsche sind viele vorhanden, aber diese scheinen an der Zimmerdecke kleben zu bleiben. Dabei ist uns die Erhörung unserer Gebete fest verheissen

Wir dürfen uns darauf verlassen, dass Gott unser Beten erhört, wenn wir ihn um etwas bitten, was seinem Willen entspricht. Und weil Gott solche Gebete ganz gewiss erhört, dürfen wir auch darauf vertrauen, dass er uns gibt, worum wir ihn bitten. 1. Johannes 5:14-15 - HFA

Der Schlüssel für die Gebetserhörung ist dieses: „in seinem Willen bitten“. Den Gläubigen unserer Tage ist verheissen, dass sie den Willen des himmlischen Vaters erkennen können. Nd wer diesen Willen erkennt, kann in seinem Willem beten und ist sich der Erhörung seiner Gebete gewiss.

Es ist die höchste Disziplin eines Jüngers so sehr in Christus verankert zu sein, das er den Willen seines Herrn kennt. Denn wenn er in diesem Willen und damit in dem vorbereitenen Werken des Vaters betet, kann er der Erhörung seiner Gebete gewiss sein.

(1) Die Geschichte vom Kreisbeter Honi wird im jüdischen Talmud berichtet.


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